Familiäre Atmosphäre zum Saisonfinale bei sehr bewegender herbstlicher Ausrufung der Dicken Ess-Kastanie in Aachen
Zur Ausrufung der Dicken Ess-Kastanie in Aachen konnten nur max. 50 geladene Gäste zugelassen werden, da es am Baum zu wenig Platz gibt und es sich dort um ein Schutzgebiet handelt, in dem der Baum steht. Das wurde auch problemlos akzeptiert und dadurch gab es eine wunderbar familiäre Atmosphäre: man kam mit jeder und jedem ins Gespräch und nach den offiziellen Reden konnten wir alle gemeinsam zum Baum gehen, die kleinsten Teilnehmer auch in den Baum. Denn der hat eine Öffnung am Stammfuß, die kleinere Kinder problemlos als Eingang nutzen können, wohingegen Erwachsene nur auf dem Boden kriechend hineinkommen. Im Stamminneren sieht es etwas gruselig aus, da alles schwarz ist von einem Feuer, als der Baum vor Jahren nach Blitzeinschlag im Stamminneren bis hoch in die Krone gebrannt hat und die Flammen durch den Kamineffekt sogar oben aus der Stammspitze schlugen.
Die Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen eröffnete die Feier und drückte emotional ihre sehr positive Beziehung zu Bäumen aus, ganz besonders zu Ess-Kastanien – und dieser Baum war bis vor kurzem nur wenigen Insidern bekannt und auch nicht zugänglich. Dies hat sich nun geändert: tatsächlich wurde 2 Tage vor der Ausrufung wie geplant ein neuer immer offener Weg zum Baum angelegt und fertiggestellt, zuvor war der Baum nicht zu finden. Der neue Weg ist vollständig bis zum Baum eingezäunt, da zeitweise auf der Wiese Schafe weiden und nachts im Baum schlafen. Dies hat eine Aachener Einwohnerin ebenfalls gemacht und war besonders beeindruckt von den vielen Fledermäusen abends um den Baum. Und bei einem Vollmond im Jahr soll es hier (ähnlich wie in Stonehenge/GB bei einem bestimmten Sonnenaufgang) eine bestimmte Mondstellung nachts zur Krone geben, wo der Puls hochgeht. Davon kann ich erst mehr berichten, wenn ich das selbst erlebt habe…
Bei den Erläuterungen in der Laudatio zum Baum wurden seine Besonderheiten gewürdigt und reife, roh essbare Riesenmaronen von einem Baum in der Nähe verteilt. Anschließend beim Rundgang um den Baum und am Stamm kamen viele detaillierte Fragen und Interesse-Bekundungen zur Baumbiologie zur Sprache, und es gab angeregte Diskussionen über seinen Zustand. Den schätzen wir zwar als eindrucksvoll wegen all seiner „Macken“ ein, aber als entspannt altersentsprechend gut – wir geben ihm noch mehrere Jahrhunderte weiterer Lebenserwartung.
Das anschließende gemütliche Beisammensein mit Bewirtung fand am benachbarten Sportlerheim statt, mit liebevoll hergestelltem höchstwertigen Fingerfood und regionalen Getränken für jeden Geschmack – danke!
Damit sind es nun also 43 Nationalerbe-Bäume in Deutschland, diese Ess-Kastanie ist gerade der westlichste „Vorposten“ geworden. Ebenfalls in diesem Jahr wurden auch der nördlichste (Linde bei Flensburg), der östlichste (Eiche in Frankfurt/Oder) und der südlichste „Vorposten“ (Zirbe bei der Zugspitze) ausgerufen. Somit sieht die Deutschlandkarte nun schon prächtig und zunehmend gut abgedeckt aus – das erfüllt uns mit großem Stolz!
Das Wetter hat in diesem Jahr bei allen(!) 13 Ausrufungen sein Bestes gegeben, was ich kaum glauben kann – nun auch noch mit dem herbstlichen Höhepunkt in Aachen, eine phantastisch bunte Stimmung mit ploppenden reifen Maronen, die während der Ausrufung von den Bäumen fielen.
Inzwischen schaut uns zunehmend auch das Ausland bewundernd zu und verfolgt ganz genau, was sich hierzulande zum Schutz und zur Wertschätzung alter Bäume entwickelt. Das freut mich ganz besonders bei den begeisterten Kommentaren aus England und China, denn diese Länder haben zur Entstehung unserer Nationalerbe-Bäume entscheidend beigetragen, da der Schutz alter Bäume dort Motivation für die Entstehung dieser NEB-Initiative vor 5 Jahren hierzulande war.
Und also bereiten wir natürlich jetzt schon die Saison 2025 vor, in welcher auch der 50. Baum drankommen wird – das ist schon für Anfang Juli geplant, mit entsprechender bereits in Planung befindlicher Feier an einem ganz besonderen Baum. Die kommende Saison wird am 28. März 2025 mit dem 44. Nationalerbe-Baum starten, einer großen Überraschung in Baden-Württemberg, die demnächst hier bekanntgegeben wird. Dafür ist inzwischen alles geklärt und vorbereitet, und wir freuen uns sehr darauf. Aber erstmal muss nun der Jahresbericht für 2024 fertig und veröffentlicht sein.
Es geht als ebenso spannend und unterhaltsam wie bisher weiter – mit großem Dank an alle Beteiligten!