Hohne-Eiche im Nationalpark Harz (Sachsen-Anhalt)

Baumart | Trauben-Eiche (Quercus petraea) |
Standort: | ca. 350 m nordwestlich vom Bahnhof Drei Annen Hohne der Harzer Schmalspurbahnen bzw. Harzquerbahn, etwa 8 km östlich vom Brocken; vom Bahnhof oder von den Parkplätzen in Bahnhofsnähe 150 m dem leicht ansteigenden Hauptweg Richtung Westen bis zum Wegeabzweig an der Brücke folgen und über den ausgeschilderten Löwenzahn-Entdeckerpfad zur Eiche gehen, dann sieht man den sehr besonderen Altbaum schon von Weitem; Landkreis Harz, Bundesland Sachsen-Anhalt |
Alter: | ca. 500 Jahre (400-600, gefundene Angaben reichen von 350 bis 700 Jahre) |
Stammumfang: | 5,10 m in 1,5 m Stammhöhe (über großer Stammknolle gemessen im Feb. 2025) |
Höhe: | ca. 13 m |
GPS-Daten: | N 51.771679, O 10.723526 |
NEB seit: | 26. Juni 2025 (Bericht & Fotos) |
Endlich kommt nun mal wieder eine Trauben-Eiche zum Zuge: denn dies ist erst die zweite unter den Nationalerbe-Bäumen, da sich 80% der gemeldeten und überprüften Trauben- als Stiel-Eichen herausgestellt haben. Diese Trauben-Eiche im Ostharz hat aber alle Merkmale, die sie typischerweise aufweisen sollen:
- Blattstiellängen über 1 cm,
- keine Seitennerven in die Buchten zwischen den Blattlappen (wie bei Stiel-Eichen),
- die Hauptnerven auf der Blattunterseite behaart
- und die Früchte ungestielt.
Zudem ist sie ein Traum von Eiche: ihr wilder Stamm und ihre wilde Krone mit allen Zerfallsstadien, Beulen, Rissen und Gesichtern sowie ein großer abgebrochener Ast unter dem Baum liegend. Damit und mit ihrem hohen Alter ist sie absolut nationalparkwürdig und Lebensraum für unzählige Käfer- und weitere Insektenarten, Vögel, Kleinsäuger, Flechten, Moose und mehr. Für die forstliche Nutzung wäre sie damit unattraktiv, konnte stattdessen aber ihren Charakter lebenslang enorm entwickeln, was zur Ausdrucksstärke ihrer einmaligen Gestalt geführt hat. Nehmen Sie sich unbedingt genügend Zeit, um das in Ruhe zu erfassen, zu genießen und wirken zu lassen.
Von verschiedenen Stellen dort oben hat man einen großartigen Blick über den Ostharz, und in der Umgebung gibt es etliche attraktive Harzstädtchen, (Ski-)Wandergebiete, Mountainbike-Touren – mit reißenden Bächen, Felskuppen und Talsperren in ausgedehnten Waldgebieten. Nicht weit vom Baum (etwa 500 m entfernt und ausgeschildert) befindet sich das Natur-Erlebniszentrum HohneHof mit seinen vielfältigen Angeboten für Naturentdecker und einem hinreißend rustikalen Café, wo man wunderbar auftanken, interessante Snacks probieren und plaudern kann.
Hier oben kommt es häufiger vor, dass mal richtig wildes Wetter herrscht mit Sturmböen und waagerechten Regenschauern, im Winter meterhohe Schneeverwehungen – allerdings deutlich abgeschwächt durch den in Hauptwindrichtung westlich vorgelagerten Brocken mit 1.141 m Höhe. Bis dorthin hoch hinauf fährt die Harzer Dampflok-Schmalspurbahn vom Bahnhof bei der Eiche, und man kann dann wieder bergab zur Bahnstation Drei Annen Hohne zurücklaufen (sind etwa 10 km). Ich habe mir bei meiner zweiten Anreise absichtlich die Dampflokfahrt von Wernigerode bis Drei Annen Hohne gegönnt – man kann sogar von Nordhausen und auch von Quedlinburg (mit Umsteigen) bis dorthin fahren. Es lohnt sich unbedingt und ist ein Highlight der Anreise zum Baum. Das Deutschlandticket gilt auf allen Strecken der Harzer Schmalspurbahnen! (ausgenommen von Drei Annen Hohne hoch zum Brocken)
Die Hohne-Eiche ist ein beeindruckender Solitär auf einer großen Wiese und sehr gelungen in Szene gesetzt durch eine kreisförmige Eingrenzung mit Rundholzzaun, der nicht übertreten werden soll zum Schutz des Baumes und auch seiner Besucherinnen und Besucher. Diese Uralteiche ist einer der kostbarsten Bäume des Nationalparks, nun nochmals aufgewertet durch unsere Ernennung zum Nationalerbe-Baum. In Nationalparks herrscht grundsätzlich das Motto „Natur Natur sein lassen“, d.h. die Bäume können und sollen auf einem großen Teil der Fläche wachsen, leben und sterben „wie sie wollen“. Man kann dort also spannende natürliche Abläufe studieren. Der Nationalpark Harz gehört im westlichen Teil zu Niedersachsen, im östlichen Teil mit der Eiche zu Sachsen-Anhalt.
Wir freuen uns über das großartige und weitsichtige Engagement der Harzer Nationalparkleitung mit ihrem kompetenten Team und wünschen der Eiche und dem Nationalpark weiterhin eine gute und ebenso erfolgreiche Zukunftsentwicklung! Dies ist inzwischen unser zweiter Nationalparkbaum: der andere ist eine Weiß-Tanne im NP Bayerischer Wald bei Zwiesel (Bayern).
Nicht weit von hier gibt es noch einen weiteren sehr sehenswerten Uraltbaum: den mit fast 8 m Stammumfang zweitstärksten Berg-Ahorn Deutschlands in der Siedlung Eggeröder Brunnen (am Weiher unterhalb beim östlichen Ende der Siedlung, öffentlich zugänglich) – er lohnt unbedingt die 11 km (= 15 min) Fahrt über Elbingerode dorthin, Sie werden staunen.
Text und Fotos: Andreas Roloff, TU Dresden