Dicke Eiche Groß Schneen (bei Göttingen, Niedersachsen)

Dicke Eiche Groß Schneen: die Dicke Eiche Groß Schneen in voller Pracht und Herbststimmung
BaumartStiel-Eiche (Quercus robur)
Standort:Ortschaft Groß Schneen der Gemeinde Friedland, Landkreis Göttingen, ca. 12 km südlich von Göttingen mit perfekter Bus-Anbindung vom Bahnhof dort; von der Straße „An der Eiche“  aus unübersehbar steht die Eiche am Seitensträßchen Am Mühlenberg, ca. 350 m westlich der Hauptstraße (von der Durchgangsstraße L 568 von Göttingen nach Friedland und Eschwege die Abzweigung der Seitenstraße Am Dorfe nehmen); Bundesland: Niedersachsen
Alter:ca. 450 Jahre (400-500, die bei Recherchen gefundenen Angaben reichen von 275 bis 1000 Jahre)
Stammumfang:8,20 m in 1,3 m Stammhöhe (an der Taille, gemessen Okt. 2024)
Höhe:ca. 25 m
GPS-Daten: N 51.438165, O 9.924367
NEB seit:27. April 2024 (Bericht & Fotos)

Verbreitet heißt die Dicke Eiche auf Karten und z.B. in Google Maps „1000-jährige Eiche“, aber das großzügige Aufrunden kennen wir ja schon. Bei dieser Eiche wird es allerdings etwas spannender, da sie vor 20 Jahren nach einem Gutachten mit Jahrringmessungen an einem Ast als 275-jährig altersdatiert wurde (also danach heute 295 Jahre alt wäre). Darüber gerät man allerdings sehr ins Staunen bei den Dimensionen dieser dicken Eiche. Die damalige Begutachtung habe ich mir sehr genau angesehen (ohne mich hier in Details zu verlieren) und kann dazu nur sagen: so geht es nicht – von den Jahrringen eines Astes auf das Baumalter zu schließen, ist schlicht unzulässig. Der Stamm ist natürlich hohl bei so einer alten Eiche, daher helfen die noch vorhandenen äußeren = jüngsten Stamm-Jahrringe nicht bei der Altersschätzung, weil man zum frühen Baumleben ja so nichts erfährt. Und diesen ungeheuer beeindruckenden kurzen knolligen und beuligen Stamm möchte man dafür auch nicht anbohren und damit beschädigen.

Dieser Baum wird auch häufig als Gerichtseiche bezeichnet: es soll dort seit dem 13. Jahrhundert eine Halsgerichtsstätte (mit Strafen wie Verstümmelung und Tod) des Amtes Friedland gewesen sein, die erst 1859 aufgehoben wurde. Es ist deshalb möglich, dass auch noch unter dieser damals etwa 275-jährigen Eiche Gericht gehalten worden ist. Im 13. Jahrhundert kann es jedoch diese Eiche noch nicht gewesen sein, da müsste es also einen Vorgängerbaum gegeben haben.

Die das Ortsbild prägende Stiel-Eiche ist seit 1913 als Naturdenkmal ausgewiesen – seit über 100 Jahren, was sehr bemerkenswert ist.

Bei unserer Eigentümersuche zur Eiche war interessant, dass zunächst Unsicherheit bestand, wem der Baum gehört: der Gemeinde oder der Kirche. Letzteres trifft zu, aber das Grundstück ist schon seit fast 100 Jahren an die Gemeinde verpachtet – nun sind die Kirchengemeinde und die Gemeinde beide hellauf darüber begeistert, dass wir gekommen sind, um den Baum zu ehren und in die höchste Baumliga Deutschlands aufzunehmen.

Auch interessant und schön: es gibt kaum im Ort Aufgewachsene, die nicht in ihrer Kindheit viel ihrer Freizeit an, unter, in und auf dieser Eiche verbracht haben, die ein sehr beliebter Treffpunkt war und auch heute noch ist – alle lieben sie!

Text und Fotos: Andreas Roloff, TU Dresden