Ivenacker Methusalem-Eiche (bei Stavenhagen, Mecklenburg-Vorpommern)

Baumart | Stiel-Eiche (Quercus robur) |
Standort: | an der Methusalem-Eiche im Hutewald des Nationalen Naturmonuments Ivenacker Eichen beim Gutsdorf Ivenack, zum Amt Stavenhagen gehörend (dort auch nächster Bahnhof); mittig zwischen Waren/Müritz, Neubrandenburg und Demmin (Parkplatz sehr nah in Richtung Ivenack); Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Der Bestand ist eingezäunt, kann jederzeit durch ein Tor betreten werden, im Sommerhalbjahr ab April bis Oktober wird am Tor von 10:00 bis 17 Uhr Eintritt erhoben, aber immer abends danach und morgens davor sowie im Winter (Nov.-März) ganztags ist freier Zugang durch ein Drehkreuz und Schwingtor am Eingang möglich. |
Alter: | ca. 850 Jahre (geschätzt – genannt werden 700 bis 1.000 Jahre) |
Stammumfang: | 11,55 m in 1,5 m Stammhöhe (oberhalb Stammbeulen; gemessen August 2024) |
Höhe: | ca. 30 m |
GPS-Daten: | N 53.715932, O 12.949155 |
NEB ab: | Juli 2025: Ausrufung nichtöffentlich, aber am 3. Juli um 9:30 und 12:30 Uhr erfolgen spezielle Führungen zum Baum (Teilnahme kostenlos, Anmeldung erbeten unter: https://ivenacker-eichen.de) |
Darauf haben sicher schon viele lange gewartet: eine der berühmtesten Eichen Deutschlands und Europas erhält nun die höchste Auszeichnung für ihre Besonderheiten und herausragenden Eigenschaften: sie wird der 50. Nationalerbe-Baum Deutschlands. Das war schon lange mit den Baum-Verantwortlichen so verabredet.
Im Forstamt Stavenhagen sind Uraltbäume in besten Händen: hier wird seit gut 50 Jahren nachhaltige Waldnutzung und forstliches Management mit Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik kombiniert. Dabei liegt der Fokus gleichermaßen auf der hohen Bedeutung und Vereinbarkeit von wirtschaftlichen Zielen, Umweltbildung, Naturschutz und Kulturgeschichte. Es erfolgt ein vorbildliches Management des Forstamt-Teams (Dienstsitz im ehemaligen Marstall in Ivenack).
Das Waldgebiet ist eingezäunt, kann aber jederzeit durch ein Tor betreten werden. Von April bis Oktober wird von 10:00 bis 17:00 Uhr Eintritt erhoben. Vor und nach den Kassenzeiten sowie im Winter (November bis März) ist täglich und ganztags freier Zugang durch ein Drehkreuz und Schwingtor möglich.
Die Ivenacker Eichen werden besonders häufig genannt, wenn Baumfreunde oder -fachleute nach den bekanntesten Bäumen in Deutschland gefragt werden. Nicht zuletzt deshalb wurde die fast tausendjährige Methusalem-Eiche auch schon fünf Mal als Nationalerbe-Baum vorgeschlagen. Sie musste allerdings auf einen besonderen Anlass warten: das Jubiläum als 50. Nationalerbe-Baum im Jahr 2025. Der nächste so herausragende Baum wird dann wohl erst der 100. Nationalerbe-Baum sein, voraussichtlich 2029.
Es gibt im Nationalen Naturmonument Ivenacker Eichen, auch bekannt als Ivenacker Tiergarten, insgesamt noch fünf besonders uralte Eichen. Die nun ausgewählte Methusalem-Eiche ist die beeindruckendste, intakteste und mächtigste, zudem genial inszeniert gleich in der Nähe des Eingangs: mit idealer Wegeführung, dezenter Abgrenzung der nicht zu betretenden „heiligen“ Fläche unter der Krone, informativen Erläuterungen im Park sowie mit besonders schönen Baumimpressionen und Waldbildern. Zudem gibt es auch nahebei den Baumkronenpfad, den Naturlehrpfad entlang des eiszeitliches Os-Zuges, den Barock-Pavillon mit Dauerausstellung, einen Spielplatz und zum Verweilen ein Café.
Der Wald im Ivenacker Tiergarten hat eine sehr lange Historie. Schon vor über 1.000 Jahren trieben die Slawen ihr Vieh zum Weiden in den Wald bei Ivenack. Im Mittelalter durften sich die Tiere des einst in Ivenack bestehenden Zisterzienserinnenklosters, später auch das Damwild des Grafen im sogenannten Tiergarten unter den Ivenacker Eichen satt fressen. Der dadurch entstandene Hutewald mit seinen typischen Eigenschaften – licht, parkartig und voller knorriger alter Bäume mit ausladenden Kronen – blieb so stets erhalten. Vor allem vielen alten Eichen ist diese Behandlung offensichtlich besonders gut bekommen.
Aufgrund seiner wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen und kulturhistorischen Besonderheiten und seiner Seltenheit wurde das Waldgebiet 2016 das erste Nationale Naturmonument in Deutschland. Durch diesen Schutzstatus per Bundesnaturschutzgesetzes ist es wie ein Naturschutzgebiet zu schützen. Der Bund Deutscher Forstleute rief die Ivenacker Eichen in den Jahren 2020 und 2021 zum Waldgebiet des Jahres aus. Grund für die Wahl ist die Erlebbarkeit der mittelalterlichen Waldbewirtschaftungsform der Nutzung als Hutewald, das deutschlandweit wohl einmalige Ensemble bis zu 1.000-jähriger Eichen und die Sicherung des wertvollen Ökosystem im Rahmen verschiedener Naturschutzstrategien und angepasster Waldwirtschaft.
2020/21 erfolgten tiefgehende eigene Untersuchungen des Autors an der Methusalem-Eiche zur Verzweigung (Vitalität) und der Blätter mit einer Hebebühne, die überraschende und höchst interessante Ergebnisse erbrachten. In der südlichen Oberkrone wurden an einem etwa 300-jährigen Ast Traubeneichen-Blätter gefunden, in der nördlichen Kronenmitte desselben Baumes an einem 400 Jahre alten Ast hingegen Stieleichen-Blätter. Dieser Fund bestätigt die schon länger von uns vertretene Hypothese, dass es sich bei diesen Eichenarten um Anpassungstypen (gegenüber Trockenheit) desselben ursprünglichen Blatttyps handelt, die hier nun beide gleichzeitig an der ca. 850-jährigen Methusalem-Eiche vorkommen. 1995 wurde von uns erstmals mit Begründungen die Einschätzung publiziert, dass es sich bei Stiel- und Trauben-Eichen nicht um getrennte Baumarten, sondern um zwei Ökotypen derselben Eichenart handelt, was durchaus Konsequenzen für ihre Verwendung haben könnte. Diese These wird durch die aktuellen Forschungsergebnisse an der Ivenacker Methusalem-Eiche bestätigt und sorgt für intensive Diskussionen in der Fachwelt unter Baumexperten.
Wie ein solcher Eichenhybrid aussieht, lässt sich hervorragend in jedem Portemonnaie auf den kupfernen 1, 2 und 5 Cent-Münzen feststellen – ein Anlass zum Schmunzeln und für mich zu großer Freude, dass ausgerechnet diese Hybrideiche dort abgebildet ist…
Text und Bilder: Andreas Roloff, TU Dresden